Luftwaffen Coin

Luftwaffen Coin

Coins – eine Frage der Ehre

Innerhalb der Bundeswehr wird ein Bereich immer wichtiger: der Elektronische Kampf. Dominik Lieberenz ist Hauptmann der Luftwaffe und Angehöriger der Gruppe, die die Idee zu einem Coin hatte, um die Corporate Identity des Bereichs zu stärken. Ein Gespräch.

Herr Lieberenz, in Kürze werden Sie vom Taler einen aufwendig angefertigten Coin erhalten. In das spezielle Design sind jede Menge Details eingeflossen, denen vielschichtige Überlegungen vorausgegangen sind. Der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung dauerte mehr als ein Jahr. Was sagen Sie zu dem Resultat?

Wenn man bedenkt, wie viel auf dieser kleinen „Münze“ abgebildet sein sollte, muss ich sagen: Das hat wunderbar geklappt. Und das Ergebnis entspricht ganz unseren Vorstellungen.

Der Coin ist für einen bestimmten Expertenkreis in der Bundeswehr bestimmt. Welcher Bereich soll darauf zum Ausdruck kommen?

Der Elektronische Kampf in der Bundeswehr. Das umfasst alle Aktivitäten, die im Elektromagnetischen Spektrum wirken, im weitesten Sinne also alles, was mit RADAR, Optik und Funkübertragung zu tun hat.

Klingt sehr speziell.

Das ist es auch. Es ist eine Spezialisierung, die sich aus unterschiedlichen Teilbereichen zusammensetzt. Dazu gehören neben den fliegenden Einheiten insbesondere auch die Flugabwehr und Flugführungsdienste.

Wer soll die Münze erhalten?

Die Münze ist gedacht für diejenigen, die sich in diesem spezialisierten Bereich weiterbilden, spezialisierte Ausbildungen genießen und Zusatzqualifikationen erwerben, um sich dann auch dienstlich auf diesem Gebiet besonders hervortun zu können.

Warum war es Ihnen wichtig, speziell diesen Bereich mehr nach vorne zu bringen?

Wir waren der Meinung, es fehlte in diesem Bereich bislang eine Corporate Identity. Vor einem Jahr haben wir begonnen, uns gezielt mit dem Thema zu befassen. Wir haben lange überlegt, wie wir ein Zusammengehörigkeitsgefühl in diesem gemeinsamen Spezialbereich schaffen könnten – über die Grenzen der ohnehin vorhandenen Identifikation mit dem eigenen Truppenteil hinaus. Da kam uns die Idee, ein gemeinsames Wappen zu erstellen. Und zu so einem Wappen gehört – insbesondere in der Fliegerei – ein Coin.

Radar Coin
Bundeswehr Einsatz Coin im Digitalkrieg

Hat die Wahl der Münze noch andere Hintergründe?

Ja, den sogenannten Coin Check. Das ist der spielerische Aspekt, der im Kameradenkreis sehr beliebt ist und eben darüber hinaus ebenfalls zur Corporate Identity beiträgt. Die ursprüngliche Nutzung dieser Münzen kommt ja aus dem spielerischen Bereich als sogenannte Challenge Coins.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wenn man mit den Kameraden zusammenkommt, auf Konferenzen, Seminaren oder in Zusammenarbeiten bei Übungen, kann man seine Zugehörigkeit „unter Beweis“ stellen, indem man selbst seinen Coin dabei hat – und alle anderen eben auch. Der Coin Check soll zeigen: Wir gehören zur gleichen Gruppe. Die Münze immer bei sich zu tragen, ist eine Frage der Ehre.

Wie sind Sie vorgegangen?

Die Idee wurde bei uns im Kameradenkreis auf der höchsten Kommandoebene entwickelt. Aufgrund der Feinheit bestimmter Details, die alle widergespiegelt sein sollten, sowie der begrenzten Größe der Münze hat dieser Prozess etwas länger gedauert. Viele verschiedene Faktoren haben in die Entscheidung mit hineingespielt. So haben wir etwa das Wappen mit der Intention designt, dass es auch auf einer legierten Version Platz findet.

Was soll alles auf den Coin passen?

Auf jeden Fall sollten die Bilder einen Bezug haben zu dem, was wir leisten. Das bündelt sich in unserem Leitspruch: „Advancing Electromagnetic Operations – TOGETHER“, also so viel wie: „Elektromagnetische Operationen zusammen voranbringen“. Das „Zusammen“ sticht farblich besonders hervor. Es geht uns also dabei um stete Weiterentwicklung der Fähigkeiten im Elektronischen Kampf. Denn das wird ein zunehmend wichtiges Thema in der Bundeswehr.

Der Coin vereint einen inneren und äußeren Kreis sowie verschiedene Symbole. Welche sind das?

Die Münze spiegelt unseren Fähigkeitskatalog wider. Das sind insgesamt vier: zum einen die Analyse der Bedrohungen, zum anderen unser Beitrag zur Operationsführung. Hinzu kommen als dritter Part das Training und die akademische Weiterbildung, um die militärfachliche Individualausbildung zu gewährleisten – speziell auf den elektronischen Kampf ausgerichtete Ausbildung für beispielsweise Flugzeugbesatzungen, Personal der bodengebundenen Luftverteidigung und Einsatzführungspersonal in Luftraumüberwachungsanlagen.

Elektomagnetisch

Und der vierte Teil?

Das ist die „Spectrum Awareness“, was man in etwa so übersetzen könnte: „sich der Akteure und ihrer Wirkung im Elektromagnetischen Spektrum bewusst sein“. Wir wollen unsere Männer und Frauen dazu befähigen zu wissen, wer wo wie und wann in diesem Spektrum wirkt. Das ist unser Ziel.

Wie haben Sie die Schwierigkeiten, so viele Informationen abzubilden, gelöst?

Nach ausgiebigen Gesprächen mit dem Taler haben wir uns entschieden, diese Kleinteiligkeit in einem Druckverfahren zu lösen. Das Design hat sich so auch an den handwerklichen Fähigkeiten der Münzprägung mitorientiert.

Wie viele Coins haben Sie in Auftrag gegeben?

Bislang 100 Münzen. Das entspricht etwa dem Personal, das sich aktiv tagtäglich in der Lw mit den Aspekten des Elektronischen Kampfes befasst.

Ein Coin, hinter dem so viel Aufwand und liebevolle Kleinarbeit steckt, vergeben Sie bestimmt nicht zu beliebigen Anlässen, oder?

Ganz genau. Jemand, der diese Münze bekommt, hat sie sich auch wirklich verdient – entweder durch seine Teilnahme an all den Ausbildungen und Lehrgängen oder durch seine dem Elektronischen Kampf verpflichtete Arbeit innerhalb seiner Dienststelle. Der Luftwaffen Coin soll später mit einer Urkunde weitergegeben werden. Schon allein das signalisiert: Der Träger gehört zu einem erlauchten Kreis.

… und sollte die Münze dann auch immer bei sich tragen?

Auf jeden Fall! Es könnte ihn ja ein Coin Check überraschen.